 Kürzlich saß ich in meinem Atelier, umgeben von alten Arbeiten. Ich krame diese gelegentlich hervor, um sie zu betrachten - um zurückzublicken. Oft sieht man mit ein wenig Abstand die Dinge klarer.
Einige Arbeiten sind über drei Jahrzehnte alt, und ich fühle mich ihnen jetzt näher als zur Zeit ihrer Entstehung. Ich weiß nicht genau, was diese Nähe ausmacht, aber ich glaube, dass es der Form- und Ordnungswille ist, der in ihnen spürbar ist. Ich denke, ich trage dieses Wollen, Klarheit zu schaffen, in mir. Es ist ein Wesenszug von mir, dessen ich mir aber nicht von den Anfängen meiner Bildübungen an bewusst war. Erst durch die intensivere Auseinandersetzung mit der Malerei und meiner Umwelt während des Studiums spürte ich das Bedürfnis, Erkenntnis über die Dinge zu erlangen und mich bildhaft klar auszudrücken, stärker. Erkenntnis über die Dingwelt zu erlangen, ihre Zusammenhänge zu verstehen und diese mit den bildnerischen Mitteln und Elementen im Bildwerk sichtbar zu machen - das "Unsichtbare" sichtbar zu machen, wie Klee es nannte - das sehe ich als meine Aufgabe als Maler.
Ein so angelegtes Bildwerk ist meiner Meinung nach eine Bereicherung für den Geist und die Sinne, weil in ihm die in der realen Wirklichkeit wahrgenommene und erlebte Ordnung - ihr Wesen, in eine geistige, bildhafte Ordnung verwandelt wird, d.h. die Erkenntnis über die reale Wirklichkeit in einer geistigen Wirklichkeit mündet, wenn sie im Sinne Cezannes Form werden soll und so das menschliche Universum erweitert. Das bildnerische Schaffen, wie es hier verstanden wird, wirft Probleme auf und ließ mich schon oft an meine künstlerischen Grenzen stoßen. Einmal ist das Empfinden zu schwach, ein andermal verfällt man in eine gedankenlose Imitation der Natur oder in eine sterile Abstraktion. Für mich ist es dennoch immer wieder spannend und herausfordernd, mich mit der Natur zu beschäftigen, sie zu erleben und ihr das eine oder andere Geheimnis zu entlocken - sie bildhaft werden zu lassen. Anhand der gezeigten Arbeiten kann ein sensibler Betrachter sich ein Bild davon machen, wie weit mir das gelungen ist. A.B.
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