„Das Sein ist die Wirklichkeit jeder Form.“
(Thomas von Aquin)
Welthaltige Bilder
Bilder von Christian Lutz entstehen aus einem
lebendigen Schweigen und stehen im Einklang mit seinem Leben, das er in
den Dienst der Malerei und wirklicher Werte gestellt hat. Sein einfacher
und strenger Lebensstil führen ihn zu Achtsamkeit und schauender
Gewissheit. Wo sein Sehen Ruhe findet, berührt er für einen Augenblick
das Wesen des Geschauten und ist bereit, das Gesehene als Folge echter
Innerlichkeit bildhaft zu aktualisieren.
Christian Lutz vollzieht im Bildwerk eine stille Umkehr.
Er bildet nicht die Welt, die Natur, den Menschen ab, sondern schafft
welthaltige Bilder, die ihre Wirksamkeit aus sich heraus entfalten.
Nicht die Welt ist Bild bei Christian Lutz, sondern das Bild tritt als
Welt selbst hervor. Seine Bilder zeigen sich als mediale Orte, die das
Bildgeschehen aufbrechen und Welt in seiner Fülle aufleuchten lassen.
Bilder von Christian Lutz sind Welt-Bilder, die durchlässig sind zur
All-Einheit des Seins und auf die ursprüngliche Bildhaftigkeit der
Wirklichkeit selbst transzendieren. Im Mittelpunkt steht nicht ein
ideologischer Bildentwurf, sondern das gelebte In-Beziehung-Treten von
Maler, Mensch und Welt in der Vermittlung durch Bilder.
Lutz´ Malerei wird getragen von einer großen
Wahrnehmungsgabe, die er beharrlich durch Ordnung und Disziplin und in
vielen Skizzen und Arbeitsschritten einübt, um ganz frei und „leer“ zu
sein. Er sucht geradezu diese „Leere“ und Freiheit, um für Andere in
seinen Bildern ganz da zu sein und Neues zu erwirken.
Manche seiner Bilder schockieren, weil sie den Betrachter
mit Motiven konfrontieren, die verstoßen. So etwa Hähne, die sich im
Kampf zerfetzen oder junge Vögel, die nach Nahrung gieren, um zu
überleben. Lutz´ Anspruch ist es aber nicht zu schockieren, sondern
Farben, Linien und Flächen, Hell und Dunkel zu einer Einheit der
Gegensätze und Beziehungen zu vermählen, so dass Wirklichkeit Gegenwart
wird. Er transformiert vielmehr das von ihm Vernommene zu einer ihm
gemäßen Form, die sich zum Seienden immerwährend potentiell verhält und
dem Betrachter einen visuellen Raum der Unergründlichkeit allen Seins
erhellt.
Peter Weinstich
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