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    Christian Gmeiner

    Austellung Malerei und Grafik | 24.05.2008 - 30.06.2008
    Geöffnet Sonntag von 14-18 Uhr


    Lebenslauf

     1960 geboren in Wien

    1978-1987 Studium: Kunstpädagogik, Malerei und Grafik an der Kunstuniversität Linz sowie an der Universität für Angewandte Kunst in Wien

    Seit 1987 Freischaffender Künstler Atelier in Wien und Krems

    Seit 1987 Unterricht an Hochschulen, europäischen Universitäten, und an der HLA für Kunst in Wien

    Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland

    Projekte und Interventionen zur Erinnerungskultur (STALAG XVII B Krems-Gneixendorf, Mobiles Erinnern, Shatil,...)

    Galerie

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    Mehr als 20 Jahre ist es nun her, dass Christian sein Diplom für Malerei an der Linzer Universität f. künstlerische und industrielle Gestaltung abgelegt hat. Fast 30 Jahre ist es her, dass wir unseren Lebensweg gemeinsam und doch sehr eigenständig gehen. Zwei Menschen, zwei Universitäten, er in Linz, ich in Wien – und viele verschiedene Auffassungen zum Thema Kunst. Viele Abende mit Diskussionen: Beuys im Gegensatz zur Bauhauslehre. Kunst für und von allen im Gegensatz zu Kunst von und für die Elite. Ein starkes Spannungsfeld: Diskussionen, Reflexionen, Synthese, neue Ansätze.

    In den Jahren nach dem Diplom wird das Ringen um optimale Umsetzung der wesentlichen Gestaltungsgesetze in Christians Arbeiten zum wichtigsten Anliegen. Die abgebildeten Gegenstände sind oft nur Mittel zum Zweck, während es tatsächlich um Proportionen, Raumaufteilung und Farbgesetze geht.
    In der Folge führt dies immer wieder auch dazu, dass Gegenständliches zugunsten rein gestalterischer Aspekte an Bedeutung verliert. Aus Landschaften entwickeln sich Raumteilungen, aus Figuren blockartige Gewichte.
    Zudem beeinflussen Lehrtätigkeit, eine stets wachsende Familie und der Ortswechsel von Wien nach Krems und dadurch bedingt auch das geänderte soziale Umfeld die künstlerische Arbeit nachhaltig.
    Christians Gedankenwelt ist von vornherein vielschichtig, da gibt es nicht nur Kunst an der Staffelei im Atelier. Das würde seinem Wesen wohl nicht gerecht werden. Auf Impulse aus verschiedensten Lebensbereichen wird auch in der künstlerischen Arbeit stets Bezug genommen.
    Besonders der soziale Aspekt und das kollektive Gedächtnis der Gesellschaft werden für Christian in den nächsten Jahren immer wichtiger. Verschwiegenes türmt sich in seinem Inneren auf und drängt danach sichtbar zu werden.
    Mit dem Erinnerungsprojekt STALAG 17 B beginnt eine Wende in der künstlerischen Arbeit von Christian. Jene dunkle Ahnung über etwas ihm in seiner Kindheit Verschwiegenes treibt ihn dazu an das größte Strafgefangenenlager während des 2. Weltkrieges auf österreichischem Gebiet aufmerksam zu machen. Stahltafeln an den Außenbegrenzungen des Lagers sollen  in allen Sprachen der damals Internierten ERINNERN. Erinnern an etwas Furchtbares, an etwas, das man nur allzu gerne vergessen möchte.
    Doch dieses Erinnern bedeutet für Christian wesentlich mehr: Erinnern ist auch bewusst machen, ist auch Reflexion. Erst wenn das geschehen ist, kann Neues entstehen.
    In seinem Folgeprojekt, MOBILES ERINNERN, geht es darum an den Todesmarsch  ungarischer Juden durch weite Strecken Ostösterreichs mit Stationen in vielen Orten zu erinnern.
    Zu erleben wie Menschen, Zeitzeugen dieses furchtbaren Ereignisses, die zu diesem Zeitpunkt noch Jugendliche waren, das erste Mal überhaupt über ihre bedrückenden, traurigen und nie mehr vergessenen Erlebnisse sprachen, hat Christians Zugang zum Leben und zur Kunst nachhaltig verändert.
    Wer so etwas reflektiert, kann nicht mehr an die Staffelei zurückkehren um ausschließlich gestalterische Gesetzmäßigkeiten in Bilder verpacken.
    In letzter Zeit sind sehr viele Rückenakte entstanden, Buddha von hinten, unterschiedliche Personen, die sich vom Betrachter abwenden. Ich sehe das auch als Zeichen einer gewissen Einsamkeit und Verlassenheit. Was nun? Wie soll es weitergehen?
    Der Weg zurück ist abgebrochen, dass dies auch durchaus metaphorisch gesehen werden kann, liegt auf der Hand: an die Arbeiten der klassischen Moderne kann nicht direkt angeknüpft werden, die Kluft dazwischen – Krieg, Vertreibung, Vertuschung – ist zu groß. Ein neuer Weg, neue Werkzeuge, neue Medien sind nötig.
    Auf diesem Weg ist Platz für vieles mehr als Christians Erinnerungsprojekte: Schöpfen aus dem vollen Leben, Wahrnehmung – Analyse – Synthese.
    Die Unterschiedlichkeit in Christians Arbeiten ist besonders dadurch zu erklären, dass alles Erlebte in die Gestaltung einfließt. Auch schon lange Praktiziertes, Bewährtes darf hinterfragt und verändert werden. Für die einen ist es vielleicht Ignoranz oder auch Verrat an der Tradition, für andere aber die unermüdliche Suche nach der Wahrheit und die wache Neugierde an aktuellen Themen sowie das Interesse an anstehenden Schwierigkeiten, die es gilt zu überwinden. Es ist vor allem auch eine gewisse Offenheit gegenüber anderem Denken, auch gegenüber einer anderen Art der Wahrnehmung und Mut in der Begegnung mit Unbekanntem und Fremden.
    Für mich persönlich ist genau das einer der Gründe, weshalb ein gemeinsames Leben erst möglich ist: das Einbeziehen des anderen in sein eigenes Leben, das Integrieren des Du ins Ich ist eine der wesentlichen Aspekte einer lebendigen Beziehung. Wenn alle Beteiligten nach diesem Prinzip handeln, entsteht ein ausbalanciertes Geben und Nehmen – sowohl in der Partnerschaft als auch im weiteren Umfeld.
    Betrachtet man Kunst unter diesem Blickwinkel wird auch klar, dass lebendiges Schaffen unterschiedliche Ergebnisse bringen wird. Wie viele andere Künstler haben dies nicht schon zuvor bewiesen? So betrachtet ist Vielfalt emotioneller Reichtum und vor allem auch eine Art  Verständnis für eine zutiefst menschliche Eigenschaft: Wandlung – und die haben wir erst vollzogen, wenn wir am Ende unseres Lebens angelangt sind.

    Michaela Gmeiner

    Zendorf 19, 4551 Ried im Traunkreis | Tel.: +43 664/73914544 | E-Mail: christa@neunzendorf.at