 Wo sich Himmel und Erde berühren
Hannes Gstöttenmayr kümmert sich nicht um den Kunstmarkt, er malt für sich. Unabhängig, frei und ehrlich malt er das, was er beobachtet und erlebt, was ihn berührt, womit er sich verbunden fühlt, das, was er liebt.
Die Schwere der fruchtbaren Traunviertler Erde mit ihren hochstämmigen Obstbäumen, dunklen Waldstücken und farbnuancenreichen Feldern, Äckern und Wiesen, in denen die Vierkanter wie Trutzburgen thronen. Darüber wölbt sich ein lichtdurchfluteter Himmel mit teils massigen, teils federleichten Wolkengebilden. Die Leichtigkeit des Himmels berührt die Schwere der Erde, alles wird im Gleichklang der Farbakkorde zur harmonischen Einheit.
Intensiv erlebt Hannes die Jahreszeiten auf seinem Anwesen, welches er unermüdlich gestaltet - als Ausdruck und Abbild seines schöpferischen Geistes. Als Meister der Grüntöne fängt er das Licht und den kühlen Schatten des Sommers ein, in seinen Winterbildern macht er den Zauber der grafischen Strukturen sichtbar. Hin und wieder zieht sich Hannes auch in die Behaglichkeit seiner vier Wände zurück und malt Stillleben, Gegenstände, die ihn interessieren, die er mag, setzt die Geometrie ihrer Formen in Szene, stellt sie vor ein Fenster und verbindet so das Innen mit dem Außen - sein Lebensprinzip!
Eine Besonderheit sind die Spanienbilder, Darstellungen einer anderen Welt, in die Hannes neugierig und begeistert eintaucht und in der er es vermag, Mülltonnen und parkenden Autos denselben farblichen Zauber zu entlocken, wie ihn eine Palme verströmt.
Wie Hannes Gstöttenmayr selbst lebt, so leben auch seine Bilder. Sie erzählen Geschichten, atmen, lachen und pulsieren. Alles, was er in die Hand nimmt, gelingt. Mit äußerster Behutsamkeit, Sorgfalt und handwerklich meisterhafter Präzision komponiert er seine Bilder, gibt ihnen Rhythmus, Gleichklang und Harmonie, so, wie er früher die Transparenz des Glases mit der Masse des Bleis verbunden hat.
(Norbert Leo Müller)
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